In diesem Erfahrungsbericht will ich dir meinen persönlichen Werdegang schildern, der mich dazu geführt hat, dass ich heute vom Schreiben leben.
SPOILER: Ich lebe nicht vom Bücher schreiben… leider.
Schriftsteller leben in riesigen Häuern, feiern Partys mit interessanten Gästen aus aller Welt, ziehen sich auf eine einsame Insel zurück, um ihren neuen Roman zu schreiben…
Solche Vorstellungen hatte ich als naiver Frischling über das Schriftstellerdasein. Doch die Realität sieht meist eher so aus:
Man verbringt viele Stunden damit, allein vor einem Laptop zu sitzen, erhält einen Stundenlohn weit unterhalb des Mindestlohns und führt ansonsten ein ziemlich normales Leben mit allen Aufs und Abs.
Auch wenn mir diese Einsicht irgendwann schmerzlich bewusst wurde, habe ich den Traum, vom Schreiben zu leben, nie ganz aufgegeben. Und heute kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass ich für meine Leidenschaft bezahlt werde. Nur eben nicht so, wie ich mir das mit Anfang 20 ausgemalt hatte.
Wie ich zum Schreiben kam
Ich habe erst relativ spät gemerkt, dass das Schreiben mein kreatives Ventil ist. Ich denke, ich war 21, als ich beschlossen habe, mich an mehr als ein bisschen losem Geschreibsel zu probieren.
Und so verfasste ich 2016 meinen ersten Roman, der zugegebenermaßen nicht lesenswert ist. Das dachten sich auch die rund 30 Verlage, denen ich damals mein Manuskript geschickt hatte.
Jede Absage schmerzte schlimmer als ein Schlag ins Gesicht. Ich war so mit meinem Werk verbunden, dass ich jede Kritik daran als persönlichen Angriff wertete.
Ich war zwar niedergeschlagen, wollte aber nicht aufgeben. Nach meinem Bachelorstudium schrieb ich mich daher für Literaturtheorie im Master an der Uni Tübingen ein. Dort besuchte ich genau zwei Veranstaltungen, bevor ich die Schnauze voll hatte.
Also fing ich 2017 meinen ersten richtigen Job im Online-Handel an, der an und für sich nichts mit dem Schreiben zu tun hatte. Nebenher probierte ich mich weiterhin an längeren und kürzeren Geschichten. Auch an einigen Gedichten.
Letztere wollte ich irgendwann auf den damals bekannten Autoren-Portalen im Internet veröffentlichen. Dort erhielt ich ebenfalls vernichtendes Feedback, was mich sogar noch mehr getroffen hat als die Absagen der Verlage.
Zudem probierte ich, meine Sachen bei diversen Zeitschriften und Magazinen unterzubringen. Du hast es dir vielleicht schon gedacht: Funktionierte überhaupt nicht. Wenn eine Rückmeldung kam, dann war es eine Absage.
Da ich aber im Online-Marketing arbeitete, dachte ich mir: „Das kann ich doch auch selbst!“ Und so startete ich Anfang 2018 den Sinnblock. Der Plan war es, mein eigener Verleger zu werden. Meine Geschichten und Gedichte nach meinen Regeln unter die Leute zu bringen.
Hier bin ich nun, bald 5 Jahre später. Mit meinem Blog erreiche ich mehr Menschen, als ich das mit Büchern wahrscheinlich jemals könnte. Bis zu 2.500 Besucher am Tag lesen meine Geschichten und Erfahrungsberichte über das Schreiben.
In der Zeit zwischen 2018 und jetzt habe ich natürlich nicht nur Kurzgeschichten geschrieben. Es sind mehrere halbfertige Romane und ein ausgearbeitetes Manuskript entstanden. Letzteres wollte ebenfalls kein Verlag haben, obwohl ich dieses Mal weitaus mehr Verlage angeschrieben habe.
Durch den Blog und mein Wissen im Online-Marketing kann ich meine Geschichten heute aber nach meinen Vorstellungen verbreiten.
Ich will nicht lügen: Der Traum vom eigenen Buch bei einem Publikumsverlag schwelt noch immer in mir. Doch mit Ende 20 bin ich viel selbstbewusster und erfahrener als damals.
Ich mache mir weder Illusionen über das Autorendasein noch über mein Talent als Schriftsteller. (Ich bekomme natürlich immer noch negatives Feedback. Das gehört einfach dazu, wenn man sich der Öffentlichkeit stellt.)
Aber ich bin sehr zufrieden damit, wie die Dinge heute für mich stehen. Es macht Spaß, zu sehen, wie viele Leute ich ohne Verlag erreichen kann. Und das Feedback meiner Leser motiviert mich, weiterzumachen.
Kann ich davon leben?
Nein, der Sinnblock und meine Bücher bringen mir zwar Geld ein (siehe dazu: Meine Einnahmen), davon leben kann ich aber noch lange nicht.
Nichtsdestotrotz verdiene ich mit dem Schreiben mittlerweile meinen Lebensunterhalt. Und zwar als SEO-Editor bei der MHS Digital GmbH, zu der die Stuttgarter Nachrichten und die Stuttgarter Zeitung gehören.
SEO-Editor ist nur ein fancy Begriff für eine spezielle Art von Online-Redakteur. Ich sehe mir an, was die Leute googeln und schreibe dazu Ratgeber. Im Gegensatz zu den Journalisten, die auf aktuelle Ereignisse und Geschehnisse eingehen.
Mit diesen beiden Einnahmequellen ist es mir möglich, das zu tun, was ich liebe und damit Geld zu verdienen. Du siehst, dass es nicht nur den einen Weg gibt, um vom Schreiben zu leben.
Gerade durch das Internet lassen sich etliche kreative Wege finden, um sich als Autor nicht mehr durchschlagen zu müssen, sondern ein gutes Einkommen zu generieren. Viel Erfolg bei deiner Reise!
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