Als Kind warf ich einen Stein ins Wasser, um zu sehen, wie die Wellen riffeln. Die Erregung gefiel mir und bald kam ich wieder. Mit der Zeit wurde ich älter und stärker, die Steine wurden größer. Noch erholte sich das Wasser nach einem Wurf. Es muss mit 16 gewesen sein, als ich realisierte, wie aufregend die ständige Unruhe war. Immer mehr Steine schleppte ich ans Ufer, warf sie hinein und ließ nie zu, dass sich die Wasseroberfläche beruhigte. Irgendwann holte ich meine Freunde dazu, denn je mehr Steine flogen, desto mehr Glück empfanden wir. Nach und nach bildete sich ein Loch im Grund des Sees, die Last der Steine war zu groß. Sie brachen hindurch und ein reißender Abgrund tat sich auf. Das Wasser riffelte jetzt nicht mehr, es versackte in einem tosenden Strudel im Boden. Und obwohl ich ahnte, was ich getan hatte, sog mich der Wirbel in seinen Bann. Von hier an war alles Chaos, jeder Moment Veränderung. Plötzlich ging alles so schnell, die zwei vor der null, die Angst vor der Zukunft und dieser alles vernichtende Strudel. Glück und Depression in gleichmäßig hohen Dosen, dazwischen das betäubende Gefühl der inneren Einsicht. Eine Stimme, die sagt: Mach weiter, wenn du nicht willst, dass deine Realität einbricht. Denn was bist du ohne mich? Mein Kumpel Danny setzte sich zur mir und legte seine Hand auf meine Schulter, von da an war ich nie wieder allein. Wir stellten dem Glück hinterher, bis in die dunkelsten Ecken dieser Erde, unsere Euphorie Medizin und Gift zugleich. Doch es gibt kein Zurück, wenn dich dein Lebensgeist antreibt. Und so lange du an Dämonen und Engel glaubst, hoffst du auf eine Göttin, die dich irgendwann aus deiner Misere befreit.
Steine im Wasser
Von Lukas Böhl
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