Für immer war jetzt

Danny und ich schmissen Steine in ein schwarzes Loch. Über uns zerbrach der Mond in Milliarden Teile. Ich wollte von Danny wissen, wohin Gott geht, wenn das Universum endet.

„Er verschwindet mit uns“, wusste mein Kumpel Bescheid. Aber das sei ganz egal. Denn wenn alles weg ist, kann nichts zurückbleiben. Nichts Menschliches, nichts Göttliches. Ein gerechter Ausgleich am Ende der Dinge.

Was ich in diesen Zusammenfall mitgebracht hatte, war eine Armbanduhr. An ihr hielt ich mich fest. Sie versicherte mir, dass noch Zeit war. Die Mondsteine, die jetzt überall um uns herum niederhagelten, warfen wir einen um den anderen in das schwarze Loch.

„Danny!“, rief ich durch das Getöse, „Was machen wir, wenn die Sonne explodiert?“

„Es muss alles da rein!“, brüllte Danny mir entgegen.

„Aber wie fangen wir die Teile ein?“

„Nicht jetzt. Weitermachen!“

Ich packte so viele Steine, wie ich konnte und warf sie in den Abgrund. Aber für jeden Stein, den ich ins Loch warf, landeten zwei neue vor meinen Füßen. Und dann zerbarsten auch die Sterne. Der Nachthimmel verlor sein Antlitz. Das würde noch ewig dauern, dachte ich, als ich sah, wie die ersten Sternbrocken vor uns auftrafen. Plötzlich packte mich Danny am Arm: „Wir müssen los!“

Ich entgegnete, dass noch Zeit war und deutete auf meine Uhr. Als Beweis hielt ich sie Danny vor die Nase. Als er das Ziffernblatt sah, änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig. Er wurde kreidebleich. Ich zog meinen Arm zurück, um selbst einen Blick darauf zu werfen. Und dann überkam auch mich die Leere. Die Zeit war weg. Für immer war jetzt.


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Lukas

Veröffentlicht am
Kategorisiert in Geschriebenes

Von Lukas Böhl

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