Ich wusste nicht, wohin mit mir. Also versteckte ich mich in einer Kneipe. So, wie früher. Es war später Nachmittag und kaum ein Platz besetzt.
Ich hockte mich an den Tresen, bestellte ein Bier und spielte mit dem Untersetzer, den der Barmann mir hingeworfen hatte, während ich wartete. Dann mein frisch gezapftes Bier. Der erste Schluck ist immer der beste. Keiner danach kommt an ihn heran.
Der Barmann und ich waren allein am Tresen. Im Nebenraum spielten zwei Gestalten an den Automaten. In der Ecke saß ein dicker alter Mann und las Zeitung. Alles, was darin stand, wusste ich schon seit gestern. Die Bürde meiner Generation.
Ich fuhr mir durchs lichter werdende Haar, dann seufzte ich schwerfällig. Was los sei, wollte der Barmann wissen. Die Last der Entscheidungen. Bleiben oder gehen. Ein Dilemma. Ausweg nicht ersichtlich! Was jetzt? Erst mal Bier und dann weitersehen.
Barmänner sind schlecht bezahlte Therapeuten. Er wusste direkt Bescheid. Ich war vielleicht der eine Millionste, der mit demselben Problem an seinem Tresen hing. Sein Vorschlag: Eine Münze werfen. Warum nicht? Sollte das Universum über mich richten.
Er fischte ein Zwei-Euro-Stück aus dem Trinkgeldglas und hob es mir vor die Nase. Bei Kopf bleiben, bei Zahl gehen. Ich nickte. Es war ganz egal, wie rum man es spielte. Der Barmann war schon drauf und dran, die Münze in die Luft zu schnippen, als er mich ansah und innehielt. „Hier, wirf du sie!“
Ich nahm das fettige Geldstück in die Hand, lehnte mich auf dem Hocker zurück und schleuderte es mit dem Daumen in die Luft. Die Münze flog wie in Zeitlupe durch den Dunst, der im Raum hing. Für einen Moment schien sie stehen zu bleiben, bevor die Schwerkraft sie wieder nach unten zog.
Plötzlich ein Windstoß von der Seite. Eine Hand, sie trifft die Münze im Fall und schleudert sie geradewegs in die Ecke. Mein erstaunter Blick, das Grinsen des Barmanns. Was das soll. Was ich mir gewünscht hätte. Worauf ich innerlich gehofft hätte. Kopf oder Zahl?
Zahl. Natürlich war es Zahl. Dann sei die Sache jetzt klar, sagte der Barmann und ging pfeifend nach hinten in die kleine Küche, um die Spülmaschine auszuräumen. Ich? Erstaunt, erleichtert. Neugierig, was die Münze, die in der Ecke lag, wirklich zeigte. Aber es war egal.
Ich hatte mich entschieden. Schnell trank ich aus. Ein Fünfer für das Bier, ein weiterer für die Konsultation. „Danke“, schrie ich in die Küche und machte mich auf den Weg. „Nicht dafür!“, hörte ich den Barmann noch rufen.