Drei Teufel und ich

Mama hat die Teufel vom Dachboden verscheucht. Jetzt sitzen sie vor dem Haus und wissen nicht, wohin mit sich. Sie tun mir leid. Darum beschließe ich, rauszugehen und mit ihnen eine Runde durch die Nachbarschaft zu drehen. Wortlos steigen sie ins Auto, zwei hinten, einer vorne. Wir fahren an den Menschen vorbei, die sie einst quälten. Jetzt will sie keiner mehr begrüßen. Alle sprechen immer nur von den Göttern, die wir hinter uns gelassen haben. Aber die Teufel bleiben meist unerwähnt. Jetzt sitzen die Kerle wie enttäuschte Jungs nach einem verlorenen Fußballspiel bei mir im Auto und beißen sich die Zunge ab.

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Wir fahren in den Drive-in eines Fast-Food-Restaurants. Ich spendiere eine Runde Burger, Pommes und ne Cola. Dann fahren wir auf einen leeren Parkplatz, wo sie ihre Menüs hastig verschlingen. Sie blinzeln in die Sonne wie gelangweilte Kinder an einem heißen Sommernachmittag. Es gibt absolut nichts zu tun. Wir fahren weiter rum, schauen uns die Leute, Häuser und Autos an. Alles glänzt in der Sonne. Alles ist perfekt. Keiner braucht die Teufel noch.

Weiter rollen wir über den heißen Asphalt in diese laue Sommernacht hinein. Planlos, ungewiss, was die Dunkelheit mit sich bringt. Während ich uns durch die leeren Straßen navigiere, finde ich in den sozialen Medien eine Party. Sie findet irgendwo in einem Wald statt. Ich lenke das Auto in eine Seitenstraße und schon bald sind wir von Bäumen umgeben.

Nach einer Weile gelangen wir zu einer Lichtung, auf der seltsame Gestalten um ein riesiges Smartphone tanzen, dessen Licht weit in den Nachthimmel strahlt. Es sind Dämonen, Sensenmänner und andere Teufel. Ich frage meine Begleiter, ob sie aussteigen wollen. Nur zögerlich öffnen sie die Türen. Langsam bewegen sie sich auf das Spektakel zu. Zuerst stehen sie nur an der Seite und beobachten die anderen. Doch dann wagt sich einer vor. Er tritt dem Kreis der Tanzenden bei und verschwindet in der Menge. Der Zweite folgt. Schließlich dreht der letzte Teufel sich um und winkt mir dankbar zu, bevor er sich ebenfalls in das Treiben einmischt.

Noch eine ganze Zeit lang tanzen die Gestalten weiter, bis um Punkt 3 Uhr etwas Seltsames geschieht. Das Licht des riesigen Smartphones kehrt sich nach innen und öffnet einen scheinbar unendlichen Abgrund. Plötzlich springt eine Gestalt aus der Mitte der Tanzenden einfach hinab. Dann folgen ein paar Weitere und schließlich tun es ihnen die anderen gleich. Nach und nach verschwinden die bösen Geister im Bildschirm, bis keiner mehr übrig bleibt außer mir. Als der letzte in den Schlund gehüpft ist, löst sich das Handy aus heiterem Himmel auf. Es ist stockdunkel. Nur der Mond wirft einen schwachen weißen Schein auf die Lichtung. Während ich aus dem Wald hinausfahre, beginne ich die drei zu vermissen. In diesem Moment leuchtet wie von Geisterhand der Bildschirm meines Handys auf.

Illustration von Phuong Cong Nguyen
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Von Lukas Böhl

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