Anfang. Ende.

"Anfang. Manchmal sitzen wir am Bahnsteig und wünschen uns ein Ticket, wohin auch immer wir wollen. Doch dann müssen wir mit ansehen, wie wir in den Zug einsteigen und zur Arbeit fahren und wieder funktionieren. Und manchmal sitzen wir hinterm Steuer und lenken das Auto auf direktem Wege nach Hause, ohne uns danach an die Fahrt erinnern zu können. Es gibt Tage, die ziehen vorbei wie die endlose Straße, der wir nie gefolgt sind. Sekunden, Minuten, Tage und Wochen vergehen, ohne einen Gedanken, der uns einen Moment innehalten lässt. Und alles führt unwiderruflich zum Crash. Ein paar Tage des Erwachens, Meditierens und endlosen „In-die-Ferne-Starrens“, wo uns am Ende wieder nur unsere Alltäglichkeit erwartet und Mauern, die da stehen, weil jemand sie vor unserer Nase errichtet hat. Und wir sind so klein, dass unser Nein in der Leere verhallt und wir uns mit ein bisschen Gewöhnlichkeit zufriedengeben. Kleiner Mann, nackter Affe, man stiehlt’s ihm aus den Taschen, die man ihm zuvor angenäht hat und es geht immer so weiter. Wir flüchten uns in riskante Investments, Zehntausend vom Konto in Krypto und vier Flaschen Bier, zwei Kurze und ein Wein für den sicheren ROI. Hoffen, dass wir uns nicht blamieren vor denen, die wir lieben und mit ihnen durch die Krise schlittern wie ein Trunkenbold, der bei Glatteis nicht den Autoschlüssel in der Kneipe ließ. Verkatert vom Leben stellt sich die Frage, womit wir ausnüchtern wollen. Ohnehin stellt jeder nur noch Fragen, weil keiner Antworten zu haben scheint. Und die einen finden sich damit ab, während die anderen ihren Verstand verlieren und ihre Wut auf die Straße tragen. Obwohl das mit dem Verstand verlieren wohl alle betrifft. Da hockt ein übermüdeter Vater zu Hause und fragt sich: Wie erklär ich das meinem Kind? Dabei weiß er genau, dass sein Sohn sich nicht an eine unmaskierte Welt erinnern kann. Irgendwann in ein paar Jahren wird man zurückblicken und resümieren, so schlecht hatte man es nicht. Bloß im Jetzt sind wir nicht unser Zukunfts-Ich und müssen noch durch alles durch. Also was bringt uns das? Komische Zeiten, kann man wohl sagen und das ist noch nicht mal abgedroschen, weil es stimmt. Ende.

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Von Lukas Böhl

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