Ich kam gerade aus einem Tagtraum zurück, da ertrank ich in der Eintönigkeit meines Lebens, wie es jetzt war. In der Ferne hörte ich immer wieder „Positiv bleiben!“ und „Nur noch…“. Die Wut raubte mir die Atemluft.
Schließlich wachte ich auf einer Insel wieder auf. Meine Hilferufe verhallten im Rauschen des Meeres. Nicht laut genug, um die Motoren der Suchflugzeuge zu übertönen – wenn sie denn dort oben waren. Dann sah ich mich auf dem kleinen Eiland um: Ein Paradies für Einsiedler. Ich erinnerte mich an Menschen, denen es schlechter erging. Aber wie hätte ich damals erahnen sollen, wie lange ich dort zubringen musste?
Die Tage kamen und gingen wie mein Atem. Immer ein und aus. In dieser Zeit lernte ich alle Teile meiner Persönlichkeit genauer kennen. Manche davon waren angenehme Zeitgenossen, andere ließen mir das Mark in den Knochen gefrieren. Es gab Tage, da war die ganze Insel voll von ihnen und ich konnte froh sein, noch irgendwo ein stilles Plätzchen für mich zu finden. Dann gab es Tage, in denen sie alle verschwunden waren und ich alleine über meine Einsamkeit nachdachte.
In einem dieser Momente realisierte ich, dass ich nicht der Herrscher meiner Selbst war. Stattdessen war ich nur ein Flipperball in einem Automaten – genau wie die anderen 7 Milliarden. Ein jeder auf die gleiche Weise an unsichtbare Fäden fixiert, die eine nicht näher definierte Macht kontrollierte. Aber wenn uns der Lauf der Geschichte eines lehrt, dann, dass wir auf die harte Tour lernen, was es heißt, menschlich zu sein.
Eines Abends, als die Sonne noch am Himmel stand, betrachtete ich mein Spiegelbild in einer kleinen Pfütze im Wald. Es war in diesem Augenblick, dass ich eine Wahrheit erkannte, die mich von dieser Insel bringen sollte. Du kannst warten, bis dir jemand zur Hilfe eilt oder du kannst dir die Rettungsleine selber zuwerfen, sagte ich meinem Spiegelbild. Am nächsten Morgen schwamm ich los.