Da war ich also.
Irgendwo im Hinterland.
Seit Stunden keiner Menschenseele begegnet.
Einfach meinem Instinkt gefolgt.
Weiter in die Natur, bis ich auf einen Fluss gestoßen bin.
Die Neugierde lenkte mich.
Ich folgte ihm.
Der Fluss wurde tiefer, je länger ich an ihm entlangging.
Mit jedem Meter floss er schneller.
Das Wasser bald schwarz.
Abscheulich.
Es machte mir Angst.
Aber ich wollte mich nicht vom Fluss wegbewegen.
Er war meine einzige Hoffnung, aus diesem Wald herauszufinden.
Wenn man sich in der Wildnis verlaufen hat, soll man einem Fluss folgen.
Am Ende siedeln irgendwo Menschen.
Und so lief ich weiter.
Nach einer Weile war da noch ein anderes Geräusch neben dem Rauschen des Wassers.
Es hörte sich an wie eine Stimme.
Jemand schrie, aber wurde immer wieder vom Getöse des Flusses unterbrochen.
Ich begann zu rennen.
Dann sah ich einen riesigen Fels im Wasser.
Dahinter klammerte sich eine Person fest, die sichtlich erschöpft war.
Immer wieder schoss Wasser über ihren Kopf und schnitt ihr den Atem ab.
Dazwischen schrie sie voller Todesangst.
Ich versuchte durch Rufen und Winken auf mich aufmerksam zu machen.
Doch die Person war zu sehr damit beschäftigt, nicht zu ertrinken, um mich wahrzunehmen.
Ich sah mich nach etwas um, mit dem ich sie retten konnte.
Ein langer, stabiler Ast oder so etwas.
Doch jeder Stock, den ich aus dem Wald zog, war zu kurz oder zu zerbrechlich und morsch.
Bald ist es zu spät, dachte ich.
Die Zeit rannte mir wie Sand durch die Finger.
Obwohl ich von der Wanderung ausgelaugt war, glaubte ich, noch genug Kraft zu haben, um mich und sie aus dem Wasser zu retten.
Ich rannte einige Meter flussaufwärts.
Dann stürzte ich mich ohne zu zögern in die schwarzen Fluten.
Der Strom riss mich mit.
Ich schob die Beine nach vorn und versuchte mit den Armen in Richtung des Felsens zu manövrieren.
Beim Aufprall wurden meine Beine zusammengedrückt, doch ich schaffte es, mich festzuhalten.
Es kostete mich all meine Kraft, mich am nassen Felsen hochzuziehen, um einen Blick auf die andere Seite zu werfen.
Als ich der Person endlich ins Gesicht sehen konnte, war plötzlich alles still.
Ich erkannte, dass ich der Ertrinkende war.
Und der Fluss.
Und der Wald.
Und alles zwischen Himmel und Erde.
In diesem Moment ließ ich los.
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