Als der Geschäftsmann R starb, verbreitete sich die Kunde über sein Ableben schnell in den Kreisen, die er in einem langen, erfolgreichen Leben gezogen hatte. Und so kam es, dass bei seiner Beerdigung mehr als 1.000 Menschen bereitstanden, um ihm die letzte Ehre zu erweisen.
Die Prozession war so lang, dass sogar eine Polizeieskorte nötig war, um die Trauernden zum Friedhof zu begleiten. Dort angekommen war es unmöglich, in den hinteren Reihen etwas von der Grabrede des Pfarrers mitzubekommen. Wie der Zufall es wollte, standen in dieser großen Entfernung zwei Cousins, die sich lange nicht mehr gesehen hatten. Beide verband eine eher geschäftliche Verbindung zu dem Verstorbenen, die ihr Leben aber gleichermaßen geprägt hatte.
Erfreut über das Wiedersehen unterhielten sich die Cousins während der ganzen Beisetzung angeregt über die guten alten Zeiten, bevor sie weggezogen waren. Nach einigen Stunden kam endlich Bewegung in die Menge. Nach und nach traten die Versammelten ans Grab, um einige letzte Worte an ihren Vater, Onkel, Opa, Mentor, Chef oder was er auch immer für sie war, zu richten. Es dauerte gut eine Stunde, bis die Cousins endlich an der Reihe waren. Der restliche Trauerzug hatte sich schon auf dem Friedhof verteilt oder war zum Leichenschmaus vorgegangen.
Nachdem die Cousins sich verabschiedet hatten, traten sie den Weg zurück zum Parkplatz an. Aufgrund des großen Andrangs hatte man nicht alle Anwesenden zum Trauerkaffee einladen können. Auf dem Parkplatz angekommen, trat der jüngere Cousin zu seinem Auto. Es war ein großer schwarzer Geländewagen, der mindestens hunderttausend oder mehr gekostet haben muss. Sein älterer Cousin staunte nicht schlecht, als er das Gefährt sah und sagte: „Deine Geschäftsidee ist also aufgegangen, wie ich sehe!“
„In der Tat! Und das hab ich ihm zu verdanken. Hätte ich R nie kennengelernt, würde ich heute immer noch Tische zusammenbauen.“
„Du scheinst ja ziemlich von den Ratschlägen des Alten profitiert zu haben. Ich habe mir oft gewünscht, ihn niemals kennengelernt zu haben.“
„Aber du hast ihn mir doch erst vorgestellt.“
„Mag sein, aber aufgrund seiner Worte habe ich mich da in etwas reingesteigert, was von Anfang an zum Scheitern verurteilt war. Und jetzt stehe ich am Ende eines fast siebenjährigen Insolvenzverfahrens.“
„Das tut mir leid für dich, Cousin! Aber interessant ist es auch. Erst durch seinen Ratschlag habe ich mich getraut, alles für meine Firma zu geben.“
„Ach, wirklich? Was hat er dir gesagt?“
„Vieles, aber dieser eine Satz hat sich in meinen Kopf eingebrannt: Die wichtigste Zutat für unternehmerischen Erfolg ist Durchhaltevermögen. Und was hat er dir gesagt?“
„Die wichtigste Zutat für unternehmerischen Erfolg ist Durchhaltevermögen …“